Pauschalisierung nach § 37b EStG bei VIP-Logen: Steuerliche Aspekte für Unternehmen

Pauschalisierung nach § 37b EStG bei VIP-Logen: Steuerliche Aspekte für Unternehmen
19.10.2024
Artikelübersicht

Die Einladung von Geschäftspartnern und Mitarbeitern in VIP-Logen bei Sport- und Kulturveranstaltungen ist in vielen Unternehmen eine beliebte Methode zur Kundenbindung und Mitarbeiterförderung. Diese Praxis bringt jedoch steuerliche Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Pauschalisierung nach § 37b Einkommensteuergesetz (EStG). Der folgende Artikel beleuchtet die wesentlichen steuerlichen Aspekte der Pauschalbesteuerung von VIP-Logen und erläutert, wie Unternehmen die aktuellen Regelungen optimal nutzen können. Dabei wird auch die Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs (BFH) berücksichtigt, die in den letzten Jahren für Klarheit in der steuerlichen Behandlung gesorgt hat.

VIP-Logen und ihre steuerliche Behandlung

VIP-Logen bieten Unternehmen die Gelegenheit, in exklusivem Rahmen Geschäftsbeziehungen zupflegen und Mitarbeiter zu motivieren. Die damit verbundenen Aufwendungen gelten steuerlich als Sachzuwendungen und können nach § 37b EStG pauschalbesteuert werden. Sachzuwendungen umfassen alle Vorteile, die einem Geschäftspartner oder Mitarbeiter unentgeltlich gewährt werden, einschließlich der Nutzung von VIP-Logen.

Um die Pauschalbesteuerung anzuwenden, müssen die Aufwendungen klar und nachvollziehbar dokumentiert werden. Dies erfordert eine präzise Aufteilung der Gesamtkosten auf die verschiedenen Leistungen, die in einem Logenpaketenthalten sein können – wie Eintrittskarten, Bewirtung und Werbeleistungen.

Aufteilung der Aufwendungen: Werbung,Geschenke und Bewirtung

Die Kosten für VIP-Logen umfassen üblicherweise mehrere Bestandteile: Eintrittskarten, Bewirtung und Werbeleistungen (z. B. Banner oder Logos, die in der Loge sichtbar sind). In der Praxis wird oft ein Gesamtbetrag für ein solches „Logenpaket“ vereinbart, der sämtliche Leistungen einschließt. Die steuerliche Aufteilung dieser Kosten ist entscheidend, um die korrekte Anwendung der Pauschalsteuer sicherzustellen.

Laut dem sogenannten „VIP-Logenerlass“ des Bundesministeriums der Finanzen (BMF)wird die Gesamtsumme typischerweise wie folgt aufgeteilt:

  • 40% Werbung: Für die sichtbare Platzierung des Unternehmenslogos oder sonstige werbliche Maßnahmen.
  • 30% Geschenke: Für die Zuwendung der Eintrittskarten an Geschäftspartner.
  • 30% Bewirtung: Für Speisen und Getränke, die in der Loge angeboten werden.

Diese Aufteilung ist jedoch nicht in jedem Fall anwendbar. Ist beispielsweise keine Bewirtung Bestandteil des Pakets, müssen die verbleibenden Anteile sachgerecht geschätzt werden. Die aktuelle Rechtsprechung des BFH hat die Anforderungen an eine solche sachgerechte Schätzung präzisiert.

 

BFH-Urteil: Präzisierung der Aufteilungsmaßstäbe


Ein aktuelles Urteil des BFH vom 23. November 2023 bestätigt die Bedeutung einer sachgerechten Schätzung der Aufwendungen. In dem zugrunde liegenden Fall hatte ein Unternehmen eine VIP-Loge ohne Bewirtung angemietet und die Aufwendungen zu 57 % als Werbung und zu 43 % als Geschenke deklariert. Das Finanzamt vertrat jedoch die Auffassung, dass eine Aufteilung von 25 % Werbung und 75 % Geschenke angemessener sei, was zu einer deutlich höheren Pauschalsteuer führte. Das Finanzgericht Berlin-Brandenburg stellte klar, dass die ursprüngliche Schätzung des Unternehmens sachgerecht war, da die spezifischen Umstände berücksichtigt wurden. Der BFH bestätigte diese Sichtweise und betonte, dass Aufwendungen für Leerplätze sowie für Mitarbeiter, die aus betrieblichen Gründen anwesend sind, nicht unter die Pauschalbesteuerung fallen.

Damit hat der BFH den Grundsatz gestärkt, dass eine individuelle Schätzung der Aufwendungen erforderlich ist, wenn die allgemeinen Pauschalen nicht zutreffen. Unternehmen sind daher gut beraten, die Aufwendungen detailliert zu dokumentieren und sachgerechte Schätzungen vorzunehmen.

 

Pauschale Besteuerung nach § 37b EStG

Die Pauschalisierung nach § 37b EStG ermöglicht es Unternehmen, Sachzuwendungen pauschal mit 30 % zu besteuern. Dies vereinfacht die steuerliche Abwicklung und erspart dem Empfänger die Versteuerung der Zuwendung als geldwerten Vorteil. Voraussetzung für die Anwendung dieser Regelung ist jedoch, dass eine konkrete Zuwendung an eine bestimmte Person erfolgt. Aufwendungen für Leerplätze oder Mitarbeiter, die im betrieblichen Interesse teilnehmen, sind von der Pauschalbesteuerung ausgeschlossen.

Darüber hinaus gilt die Pauschalierung nur für Zuwendungen, die in einem engen zeitlichen und sachlichen Zusammenhang mit der Veranstaltung stehen .Aufwendungen, die ausschließlich der allgemeinen Unternehmensdarstellung dienen(wie reine Werbung), sind nicht Bestandteil der pauschalen Besteuerung nach §37b EStG.

 

Weitere steuerliche Aspekte bei VIP-Logen

Neben der Pauschalbesteuerung sind weitere steuerliche Regelungen zu berücksichtigen, wie z. B. die Umsatzsteuer. Werden Bewirtungen an Geschäftspartner gewährt, unterliegt der entsprechende Aufwand in der Regel dem Betriebsausgabenabzug in begrenztem Umfang (70 % der Bewirtungskosten sind abzugsfähig). Um die Umsatzsteuer korrekt abzurechnen, müssen die Aufwendungen klar aufgeteilt werden, um zu verhindern, dass unzutreffend ausgewiesene Beträge zu Steuernachforderungen führen.

 

Fazit


Die Pauschalisierung nach § 37b EStG bei VIP-Logen bietet Unternehmen eine Möglichkeit, die steuerliche Behandlung von Sachzuwendungen zu vereinfachen, erfordert aber eine sorgfältige und nachvollziehbare Aufteilung der Kosten. Die aktuellen Urteile des BFH betonen die Bedeutung einer sachgerechten Schätzung der Aufwendungen und einer genauen Dokumentation, um steuerliche Nachteile zu vermeiden. Unternehmen sollten die Kosten für Logenpakete sorgfältig analysieren und im Zweifelsfall professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um die steuerlichen Vorteile optimal zu nutzen und den Anforderungen der Finanzbehördengerecht zu werden.

Mit einer strukturierten Herangehensweise lassen sich die steuerlichen Risiken minimieren und die Vorteile der Pauschalbesteuerung voll ausschöpfen. Die sorgfältige Berücksichtigung aller steuerlichen Aspekte, einschließlich der Umsatzsteuer und des Betriebsausgabenabzugs, ist dabei unerlässlich.